Es gibt sie auch – die sehr traurigen Momente auf einer Reise

Es gibt sie auch ohne Reise, ganz klar. Aber jetzt fühlen wir uns hilflos, fern, traurig. 

Natürlich wären wir auch fern, hilflos, traurig, wenn wir in der Schweiz dauerhaft lebten. Gegen den ziemlich-spontanen Verlust einer der liebsten Freundinnen hilft nichts. Ausser sich der Trauer hingeben.

Liebe Freundin, du warst immer für mich da. Hattest immer ein offenes Ohr und vor allem ein liebevolles Herz. Du hast soooo viel in meinem Leben ins Rollen gebracht. Deinetwegen habe ich den Weg in mein «zweites» Leben gewagt. Du hast immer die richtigen Fragen gestellt. (Auch wenn sich diese Fragen manchmal anfangs echt doof anfühlten!) 

Selbst hast du nicht nur die Sonnenseiten im Leben kennengelernt, manches Mal wusste ich mangels eigener Erfahrung nicht, was ich dir sagen soll, wie dich trösten kann. Ich war da, ich hoffe oft genug.

Wir waren irgendwie immer zusammen. Oft nur im Geiste. Wie oft haben wir uns bestätigt, dass wir miteinander reisen? Immer wieder schickten wir uns Bilder vom Meer oder von den Bergen hin und her. Immer, wenn ich am Meer stand und meine Füsse deutlich machten, dass das Wasser, egal wo, viel zu kalt sei, dachte ich an dich und sagte zu Gerd: «Petra wäre schon längstens drin!» 

Seit Tagen starren wir aufs Handy. Warten auf die Nachricht, auf den Anruf. Wir wissen seit Tagen, dass du deinen letzten irdischen Weg antrittst, wollen es aber dann nicht wahrhaben, als uns die Nachricht erreicht. Wir schauen aufs Meer, spazieren über den grossen Friedhof in Mahdia. Und ich spüre, jetzt ist es so weit.

Nur wenig später dann die Gewissheit. Du durftest deine Lieben um dich haben, das macht es uns ein wenig leichter. Leichter ja, aber nicht weniger traurig. Wir sitzen im Schatten der Moschee, können jedoch nur in Felix eine Kerze anzünden. All deine Geschenke, die Engelchen, der Glückselefant, deine gehäkelte Schildkröte und die Muscheln und der Sand von deinem geliebten Rügen fahren von Anfang an mit. Du reist immer mit uns, das weisst du, oder?

Für mich ist das Schreiben immer eine gute Möglichkeit, meiner Hilflosigkeit – und die ist absolut normal in solchen Momenten – Raum zu geben. 

Gerd und ich haben uns Zeit genommen, uns an all die schönen Momente erinnern. Und es war dann auch neben all der Trauer ein schöner Abend, auch in der Ferne.

Danke dir, meine Liebe für:

❣️ die vielen gemeinsamen Wanderungen, Reisen, Ausflüge,

❣️ dieses Fussballspiel der WM 2006, an dem wir uns kennenlernten und bis heute nie wussten, wer eigentlich gespielt hat,

❣️ die vielen Schokoladenbecher, aus denen ich dir immer den Eierlikör weggesüffelt habe,

❣️ deine spontane Zusage, unsere Trauzeugin sein zu wollen,

❣️ dein immer offenes Zuhause und dein voller Kühl- und Süssigkeitenschrank, wenn ich wieder mal in Berlin ein Bett oder was zu essen brauchte,

❣️die stundenlangen Häkel- und Strickabende bei wärmendem Tee und spirituellen Räucherstäbchen,

❣️ deine Inspirationen, deine Fragen, deine Hilfe und deine grosse Unterstützung. Du weisst schon…

Meine liebe Freundin, falls es da, wo du jetzt bist, noch andere gibt, weiss ich jetzt schon, dass die viel Freude an und mit dir haben werden. 

Danke, dass wir einen Teil deines Weges gemeinsam gehen durften! Danke für alles. Du wirst uns fehlen. Uns allen.

Gott segne Dich.