
Wir suchen einen Platz zum Arbeiten und Ausruhen. Ausserdem ist das Wetter wunderschön. Ein See wäre ideal – dann könnte ich noch ein wenig Stand-up-Paddeln. Was läge näher als der Peipus-See?
Bei meiner Recherche lese ich: Der See ist mehrfach grösser als der Bodensee. Nach längerer Suche finden wir einen der vielen kleinen Stellplätze am Ufer. Der erste ist traumhaft: im Wald gelegen, mit bestem Blick auf das Wasser. Nur leider haben wir dort keinen Empfang. Und wenn wir etwas zum Arbeiten brauchen, dann Internet. Schade. Hier wären wir gern geblieben.
Der nächste Stellplatz verwöhnt uns mit allem: Sonne, See, ein paar Bäume, die Schatten spenden – und vor allem fünf Körnli auf der Internet-Empfangsskala. Zudem sind wir ganz allein. Besser geht es nicht.
Die Tage gleiten dahin. Wir stehen früh auf, arbeiten hier und da ein wenig. Die Mittagspausen verbringen wir draussen. Ich paddle einmal nah am Ufer entlang und merke, wie nervig ablandiger Wind sein kann.
Meine Fantasie geht mit mir durch: Auf der anderen Seeseite liegt Russland. Man darf ohnehin nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf dem See sein. In der Ferne entdecke ich immer wieder Grenzkontrollboote. Nein: Ablandig will ich nicht getrieben werden.
Irgendwann müssen wir uns von diesem traumhaften Ort lösen. Warum? Der Kühlschrank ist leer. Und die vielen Zwiebeln, die hier überall verkauft werden, reichen nicht für geschmacklich runde Frühstücks-, Mittags- und Abendessen. Also fahren wir ins nächste Dorf, kaufen ein wenig ein, besuchen Bekannte, die wir vor ein paar Tagen auf dem Musikfestival kennengelernt haben, und nehmen kleine Andenken aus Holz und Schokolade mit. Tatsächlich: Zwiebelschokolade. Was man nicht alles mit Zwiebeln machen kann. (Wir kaufen zwar Knoblauch- und Zwiebel-Schoggi, verschenken sie aber daheim...)
Auf der Suche nach einem neuen Stellplatz fahren wir uns fast fest. Der Regen hat die Waldwege aufgeweicht, wir rutschen ruhig, aber stetig, Richtung Strassengraben. Irgendwie schaffen wir es, rückwärts aus dem Schlamassel zu kommen, und landen auf einem deutlich besseren Stellplatz. Nicht ganz so romantisch wie zuvor, aber immerhin mit sicherem Untergrund.
Wir sind begeistert, wie schön hier die Sonne untergeht. Wie Bötchen auf dem See hin- und herschaukeln. Und wie wir wieder einmal die schönsten Vorgärten der Welt für eine Weile unser Eigen nennen dürfen.
Der Peipussee ist mit 3555 km² der grösste See Estlands und der viertgrösste Europas. Er zieht die Grenze zwischen Estland und Russland; 44 Prozent seiner Fläche liegen in Estland, 56 Prozent in Russland. Der See gliedert sich in drei Teile: im Norden der tiefste Abschnitt, der eigentliche Peipussee (Suurjärv), im Süden der Pihkva-See und dazwischen der schmale Lämmijärv. 240 Flüsse und Kanäle speisen ihn, allen voran der Suur Emajõgi; der Abfluss führt über den Fluss Narva. Der See prägt auch das Klima vor Ort: Er hält den Herbst länger mild und lässt den Frühling bis zu zwei Wochen später kommen.
Die Natur am Peipussee ist reich und vielgestaltig. 122 Arten von Grosspflanzen wachsen hier, darunter seltene Wasserpflanzen sowie zahlreiche Sumpf- und Ufergewächse. Über 1000 Algenarten bilden die Basis des Ökosystems. Unter ihnen können Cyanobakterien (Blaualgen) gelegentlich Massenblüten treiben – ein Risiko für das Gleichgewicht des Sees. Die Tierwelt ist nicht minder üppig: 37 Fischarten, etwa Zander, Hecht und kleine Maräne, dazu viele Amphibien und Reptilien. Mehr als 266 Vogelarten nutzen den See als Rastplatz. Auch Biber und Fischotter, die das Wasser wie das Ufer brauchen, sind hier zu Hause.
Doch der Peipussee ist mehr als Naturraum: Er ist kulturell und historisch ein Knotenpunkt. Estnische Traditionen treffen auf russische, besonders die der Altgläubigen, und auf deutschbaltisches Erbe. Wanderer und Touristen schätzen den See und seine Dörfer – und sie achten auf den Schutz der Landschaft. Das Peipussee-Informationszentrum trägt dazu bei: Es fördert nachhaltigen Tourismus, stösst Naturschutzprojekte an und stärkt den sozialen Zusammenhalt der Region. Viele Programme leben von Bürgerengagement und internationaler Förderung.
Quellen:
https://peipsi.ee/wp-content/uploads/2017/11/peipsi_A5_12-lk_SAKSA.pdf























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