
Längerer Beitrag – schneller Überblick:
Ein glühender Stein – und ein kleines bisschen verliebt
Wir befinden uns in Ylämaa, einem beschaulichen Ort im Südosten Finnlands. Auf den ersten Blick scheint es hier an der «Via Karelia», der Fernstrasse 6 nicht viel zu geben – bis wir das Edelsteinmuseum betreten. Drinnen funkelt und glitzert es in allen erdenklichen Farben. Zwischen den Vitrinen voller Edelsteine entdecken wir ihn: den Spektrolith. Ein Juwel, das scheinbar nur hier vorkommt und mit seinen leuchtenden Regenbogenfarben sofort unsere Aufmerksamkeit fesselt.
Der Museumsleiter, ein älterer Herr in der Manier eines engagierten Freiwilligen, klärt uns auf, was wir hier bestaunen. Stolz erzählt er von den Steinen und der Seltenheit des Spektroliths, einer echten finnischen Rarität.
Der Spektrolith ist ein besonders farbenprächtiger Labradorit-Feldspat, der in Ylämaa entdeckt wurde – ganz zufällig, während des Baus der finnischen Verteidigungslinie nach dem Winterkrieg. Damals bemerkte ein junger Offizier, dass in den Panzersperren seltsame, schimmernde Gesteinseinschlüsse zu sehen waren. Er meldete den Fund seinem Vater, einem Geologen, und so wurde das Muttergestein endlich gefunden. Der Vater hatte wohl schon Jahre mit der Suche verbracht!
Nur der Spektrolith aus Ylämaa zeigt dieses intensive Farbspiel in allen Spektralfarben – von glühendem Blau über tiefes Grün bis zu leuchtendem Orange. Es ist, als ob das Licht in ihm tanzt. Kein Wunder also, dass Professor Aarne Laitakari – besagter Vater des jungen Offiziers – ihm den Namen Spektrolith gab.
Am Ende unseres Besuchs bin ich so verliebt in den Spektrolith, dass ich nicht widerstehen kann – ich muss einfach eine Kette mit diesem Stein haben. Ein kleines Stück Ylämaa, das mich fortan begleiten wird.
Die Magie geht weiter: Es ist nicht nur seine Schönheit, die berührt. Auch seine ihm nachgesagte Wirkung beeindruckt mich. Der Spektrolith soll die Fantasie beflügeln, die Kreativität anregen und das Erinnerungsvermögen stärken. Er hilft dabei, die eigene Intuition zu entwickeln und einen klaren Blick auf das Wesentliche zu behalten. Besonders seine ausgleichende Energie soll unterstützend wirken – ideal für Menschen mit viel Feuer im Herzen. Ein Stein, der inspiriert, erdet und gleichzeitig träumen lässt. Kein Wunder, dass er mitmuss.
Serendipität – wenn etwas Unerwartetes genau richtig ist
Manchmal suchen wir nach etwas ganz Bestimmtem. Einer Lösung. Einer Richtung. Einer Antwort. Und dann passiert etwas, womit wir nicht gerechnet haben. Ein Mensch sagt genau das, was wir gerade hören müssen. Ein Gedanke bleibt hängen. Eine Idee taucht auf – ohne dass wir nach ihr gesucht haben. Solche Momente nennt man Serendipität. Nicht geplant, nicht gesteuert, und trotzdem genau passend.
Oft entstehen sie nicht in stressigen, vollgepackten Tagen. Sondern dann, wenn wir etwas langsamer werden. Wenn wir den Blick für unser Umfeld behalten, auch für die kleinen Dinge. Wenn wir offen sind für das, was uns begegnet – ohne gleich alles einordnen oder bewerten zu müssen.
Serendipität ist selten laut oder spektakulär. Sie fühlt sich stimmig an. Manchmal bringt sie etwas in Gang oder hilft uns, klarer zu sehen. Wir müssen sie nicht suchen – nur bereit sein, sie zu bemerken. Im Gespräch mit anderen. In einem ruhigen Moment. In der Begegnung mit etwas, das uns aus dem Alltag herauslöst, auch wenn es nur für einen Augenblick ist.
Serendipität zeigt sich oft dann, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Und manchmal ist genau das der Anfang von etwas Gutem.
Beim Kaffee
Nach dem Besuch des Museums und des kleinen Schmuckgeschäfts, das angeschlossen ist, machen wir eine kleine Kaffeepause in einer dieser kleinen Autobahnraststätten. Wobei wahrscheinlich «Autobahnraststätte» der falsche Begriff ist.
Es ist eher ein Café am Strassenrand, wo sich eigentlich alle treffen: Reisende, Bauarbeiter, Handwerker und vermutlich auch die älteren Herrschaften, die in den abgelegenen Hütten in der Nähe wohnen. Hier gibt es ein Mittagsbuffet, und man trinkt Kaffee in Massen.
So setzen wir uns dazu, klappen unseren Reiseführer auf, falten unsere Finnland-Karte auf dem Tisch aus, und es dauert gar nicht lang, bis uns ein junger Mann vom Nebentisch anspricht und fragt, wie lange wir schon in Finnland sind, wo wir hinwollen und was wir noch vorhaben.
Die meisten können mit der Aussage «Wir wissen es nicht» nicht so viel anfangen. Also fragen sie uns, ob wir nach Lappland wollen. «Ja, warum nicht? Aber es ist halt auch noch so weit.» Lappland ist so weit, und wir sind unsicher. Seine Augen strahlen, und die seiner Frau ebenso. Sie beugen sich mit uns über unsere grosse Finnland-Karte, und schon kreisen ihre Finger an Orte, von denen sie träumen. Wir sollen unbedingt noch im Saimaa-Seegebiet bleiben. Wir sollen unbedingt nach Puumala fahren. Auf keinen Fall dürfen wir den Koli Nationalpark vergessen. Der Koli Nationalpark sei das grosse Traum-Nationalparkgebiet aller Finnen.
So kreise ich nach und nach auf unserer Papierkarte Orte ein, die wir abfahren wollen, und wir sind einmal mehr dankbar, dass wir uns treiben lassen und immer wieder nach schönen Tipps für unsere Reise fragen. Denn wie sich herausstellen wird, waren die Tipps alle Gold wert. Serendipität eben.
PS.: Übrigens, so erzählt uns unsere Kaffee-Trink-Bekanntschaft, heisst Ylämaa Berglandschaft. «Highlands», wie er lächelnd betont. Als wir uns umschauen im flachen Land, müssen wir alle lachen. Ja, vielleicht gäbe es hier auch einen klitzekleinen Hügel, man müsse eben wohlwollend hinschauen.
Quellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Serendipit%C3%A4t
- https://www.visitlappeenranta.fi/en/Experience/Sights-and-history/Museums/Ylamaa-Gem-Village
- https://www.discoveringfinland.com/destination/ylamaa-gem-museum























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Whow…..mich haben „Steine“ schon als Kind fasziniert.
Ich war mal zu Besuch in Schweden und meine damaligen Bekannten haben mich an einen Strand gebracht, kein Sand.
Nein, voll mit runden, glatten Steinen die silber glänzende Einschlüsse hatten.
Wunderschön. 😍
Ich kann das immer noch:
Stundenlang in Steinen herumsuchen und staunen wie schön sie sind.
Manchmal wüsste ich gerne deren Alter und Geschichte.
Ich hätte wohl Geologie studieren sollen…..😂
Oh ja, Geologie hätte ich gern studiert. Und Geschichte. Und Soziologie. Dafür reicht einfach ein Leben nicht aus, wenn wir dazu noch reisen wollen. Hier in Estland scheint der Strand auch steinig zu sein, wir werden berichten!
Ganz liebe Grüsse von uns beiden an die Stein-Liebhaberin <3