
In Lieksa wollen wir eigentlich nur durchfahren. Wir wollen schnell mal wieder einkaufen gehen, und dann führt uns der Weg direkt weiter nach Osten in Richtung Ruunaa-Nationalpark. Aber wie das manchmal so ist: Irgendwie lese ich in meinem Reiseführer, dass es hier ein Freilichtmuseum gibt – und das müsse man unbedingt anschauen.
Es lohnt wirklich, sich dafür Zeit zu nehmen. Also biegen wir spontan statt links nach rechts ab und stehen wenig später auf dem Parkplatz dieses wunderschönen Museums. Im kleinen Museumscafé bekommen wir eine kurze Einführung. Dort erzählt man uns, dass vor etwa 100 Jahren ein Mann mit dem Fahrrad durch die Gegend fuhr, alte Dinge aus vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten sammelte und damit in seinem Schuppen eine kleine Ausstellung aufbaute.
Es ging um alte Rechen, Werkzeuge, Gegenstände des Alltags – all die Dinge, die man vor 100, 200 oder sogar 300 Jahren gebraucht hat. Heute braucht man sie nicht mehr – dank «neuer Technik». Wobei: Wenn wir von «neuer Technik» sprechen, ist damit das Jahr 1930 gemeint. Also auch schon wieder eine Weile her. Wie genau es dann dazu kam, dass daraus ein richtiges Museum wurde – das habe ich zwar gehört, aber leider wieder vergessen.
Heute jedenfalls ist es ein grosses Freilichtgelände. Aus ganz Finnland wurden Hütten, Häuser, Werkstätten, Lager- und Bauernhäuser abgebaut, zusammengetragen und in Lieksa wieder aufgebaut – und das Ganze wurde sogar chronologisch sortiert.
So spazieren wir durch die Jahrhunderte. Wir sehen zum Beispiel ein altes Bauernhaus, das einst einem wohlhabenden Bauern gehörte. Und gleich daneben eine winzige Hütte, in der sehr arme Menschen lebten.
Wir bekommen auch Einblick in die einfachen Unterkünfte von Köhlern, Flössern und Waldarbeitern – kleinen Hütten mitten im Wald, vor denen tagsüber gearbeitet und in denen dann abends gekocht, gegessen und geschlafen wurde. Besonders spannend: Wir sehen eine dieser Hütten aus dem späten 19. Jahrhundert – und gleich daneben eine aus dem späten 18. Jahrhundert. Die Unterschiede sind beeindruckend.
Und das alles nur, weil wir spontan nach rechts abgebogen sind! Aus dem kurzen Abstecher wird ein gut zweistündiger Museumsbesuch.
Doch das Highlight kommt zum Schluss: Zum Freilichtmuseum gehört auch noch ein kleines Indoor-Museum – ein reines Holz-Museum.
Alles dort lädt zum Mitmachen, Anfassen, Ausprobieren, Spielen, Hören und Sehen ein. Es ist grossartig! Wir bleiben noch mal locker eine halbe bis dreiviertel Stunde und testen wirklich alles aus. Wenn wir spielen können, sind wir glücklich.
Besonders in Erinnerung bleibt uns ein hölzerner Würfel, in den man sich hineinsetzen kann – und dort erzählt eine Birke aus Helsinki ihre Lebensgeschichte. Was sie sieht, was sie hört, wie mit ihr umgegangen wird – früher und heute. Wie sie wertgeschätzt oder eben nicht wertgeschätzt wird. Sie spricht über Umweltschutz, über verschiedene Menschengruppen, die sich mal mehr, mal weniger für sie interessieren.
Und sie erzählt das alles aus ihrer Perspektive – sogar mit ein bisschen Selbstironie. Sie entschuldigt sich dafür, dass so viele Menschen in den 50er- und 60er-Jahren plötzlich allergisch auf sie reagieren. Oder dass ihre Pollen die Autos verstauben, wenn sie im Sommer unter ihr standen, um ihren Schatten zu nutzen.
Das ist richtig charmant gemacht. Und am Ende verrät sie, dass es rund eine Million Birken allein im Raum Helsinki gibt – und dass sie sehr stolz darauf ist, diejenige zu sein, die nicht im Kamin landet, sondern im Museum ausgestellt ist. Denn sie weiss natürlich von ihren Onkeln und Tanten, die nur zu Bodenbelägen verarbeitet oder als Feuerholz verbrannt werden. Aber sie? Sie wurde ein Museumsausstellungsstück. Und darauf ist sie mega stolz.
Alles in allem haben wir riesigen Spass im Museum und lernen unglaublich viel. Das Freilichtmuseum ist eine kleine Überraschung am Wegesrand, die uns richtig gut gefällt. Aber ich glaube, alles, was zum Mitmachen, Anfassen und Staunen ist, begeistert uns sowieso.
Da hat man uns schnell. Aber jetzt geht es wirklich weiter – in den Nationalpark, zum Wandern. Es hat ja jetzt auch aufgehört zu regnen.
Quellen:


























Merci fürs «Mitreisen»
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