Marokko – Das palmenübersäte Draa-Tal & Töpfereien aus Tamegroute

Marokko – Marokko – Das palmenübersäte Draa-Tal & Töpfereien aus Tamegroute

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Lesedauer etwa 8 Minuten.

Nach einer erholsamen Nacht in weichen Felix-Betten für uns und einer weniger komfortablen Nacht in harten marokkanischen Betten für Regula, brechen wir auf – ohne Frühstück. Unser Plan: im Sonnenaufgang irgendwo im Draa-Tal zu frühstücken.

Doch die Sonne ist schneller als wir. Dennoch wird uns das Draa-Tal für die nächsten Stunden begleiten, und sicherlich finden wir hier ein idyllisches Plätzchen für unser Frühstück.

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Das Draa-Tal

Das Draa-Tal, auch Dra-Tal genannt, ist eines der beeindruckendsten Täler Marokkos. Es erstreckt sich im Süden des Landes über etwa 1.100 Kilometer. Beginnend in den Bergen des Hohen Atlas, wo der Draa-Fluss aus den Flüssen Dades und Imini entsteht, zieht es sich bis in die Wüste der Sahara. Obwohl der Fluss auf langen Strecken versickert, prägt er die Landschaft und ermöglicht Leben in einer sonst trockenen Region.

Das Tal ist berühmt für seine üppigen Palmenhaine, die sich entlang der Flussoasen erstrecken und ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft sind. Datteln sind das wichtigste landwirtschaftliche Produkt der Region, aber auch Getreide, Gemüse und Henna werden hier angebaut. Neben der landwirtschaftlichen Bedeutung ist das Draa-Tal auch für seine traditionellen Lehmarchitektur-Dörfer (Ksour) und Kasbahs bekannt, die mit ihren hohen Mauern und kunstvollen Ornamenten ein faszinierendes Bild bieten.

Historisch war es ein bedeutender Handelsweg, auf dem Karawanen zwischen der Sahara und den Handelsstädten im Norden Marokkos unterwegs waren. Diese Vergangenheit soll sich in der Architektur, der Musik und den Traditionen der Region widerspigeln.

Unsere Reiseleitung von der zweiten Reihe findet eine bezaubernde Oase für unser gemeinsames Frühstück: die Ecolodge Du Draa. Diese umweltfreundliche Unterkunft im Dorf Ouled Otmane bietet nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch ein hauseigenes Restaurant, das authentische marokkanische Gerichte serviert und einen Blick auf den Garten bietet. Wir entscheiden uns für die sonnige Dachterrasse, denn im Februar ist es vor 9 oder 10 Uhr in Marokko noch recht kühl. Doch sobald die Sonne kräftig scheint, wärmt sie dann jedoch angenehm.

Nach einem ausgedehnten Frühstück zeigt uns der Hausherr seine Oase. Wir bestaunen die Vielfalt an Kräutern, Gewürzen, Gemüse und Früchten in seinem Garten – ein wahrer Traum! Statt eines schnellen Frühstücks unterwegs, verweilen wir hier fast zwei Stunden. Doch wir haben Zeit, denn unser Ziel für heute ist «nur» die Wüste.

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Töpferei von Tamegroute

Satt und glücklich merken wir, dass wir schon wieder so viele Eindrücke zu verarbeiten haben, dass wir uns auf das nächste Bett freuen – wo auch immer das sein mag. Doch Marokko hält heute noch mehr Überraschungen für uns bereit.

Aus dem Reiseführer lese ich vor: «Ein besonderes kulturelles Highlight des Draa-Tals ist die Töpferei in Tamegroute. Das Dorf ist für seine markanten, grün glasierten Keramikwaren bekannt, die noch heute nach jahrhundertealten Methoden hergestellt werden. Die charakteristische Glasur entsteht durch eine Mischung aus Kupferoxid und Mangan und macht die Keramik aus Tamegroute einzigartig in Marokko.» Leichtfertig schlage ich vor, «nur mal kurz» zu stoppen.

Am Strassenrand kaufen wir Proviant für die Wüste und werden von einem selbsternannten Töpfer-Stadt-Guide abgefangen. Er weist uns darauf hin, dass wir noch etwas weiterfahren müssen, um die Töpferstadt zu erreichen. Tatsächlich, hier ist nichts.

Ein paar hundert Meter weiter wartet er bereits auf uns und führt uns durch den gesamten Töpferei-Prozess. Wir folgen ihm durch finstere Gänge, dunkle Gassen, sonnige Cafés, kleine Werkstätten und lange Gänge voller Ton in Rohform sowie Tassen-, Teller- und Schüsselformen. Schliesslich erreichen wir die Feuerstelle. Hier sind wir kurzzeitig irritiert, es raucht und qualmt, sodass wir viel husten müssen. Die Öfen laufen heute auf Hochtouren, es ist «Brenntag». Alle Familien helfen zusammen, auch die Kinder.

Der verwendete Ton stammt aus dem Draa-Tal und wird von Hand aus dem Boden gegraben. Da er viele natürliche Verunreinigungen enthält, wird er zunächst zerkleinert, von Steinen und anderen Fremdkörpern befreit und anschliessend mit Wasser vermischt. Durch Stampfen und Kneten entsteht eine geschmeidige, formbare Masse.

Die Töpfer von Tamegroute arbeiten mit einfachen fussbetriebenen Töpferscheiben. Mit geübten Händen formen sie Teller, Schalen, Krüge oder Kerzenhalter. Da die Scheiben oft nur langsam drehen, erfordert das Drehen der Keramik viel Geschick und Erfahrung. Manche Stücke werden zusätzlich per Hand modelliert oder mit kleinen Verzierungen versehen. Wir sind begeistert und ich erinnere mich zaghaft an meine Versuche in der Türkei, wo es am Ende nur ein welliger Aschenbecher wurde. «Wenn es nichts wird, wird es ein Aschenbecher», meinte damals mein Lehrer.

Die rohen Tonwaren werden in der Sonne getrocknet – ein entscheidender Schritt, um Risse beim späteren Brennen zu vermeiden. Je nach Wetter dauert dieser Prozess einige Tage.

Das Markenzeichen der Tamegroute-Keramik ist die unverwechselbare grüne oder, seltener, braune Glasur. Diese entsteht durch eine Mischung natürlicher Mineralien, darunter Kupferoxid (verantwortlich für den grünen Farbton), Manganoxid (sorgt für braune oder goldene Nuancen) und Siliziumdioxid (aus Quarzsand, für die glänzende Oberfläche). ich hoffe, ich hab die Chemikalien jetzt zur richtigen Farbe zugeordnet, meine Quellen sagen unterschiedliches, und meine Erinnerung ebenso.

Die Glasur wird per Hand auf die getrockneten Tonstücke aufgetragen. Da sie beim Auftragen zunächst eher matt aussieht, zeigt sich ihr volles Potenzial erst nach dem Brennvorgang.

Die Töpferfamilien in Tamegroute verwenden grosse, kuppelförmige Lehmöfen, die mit Palmholz befeuert werden. Das Brennen erfolgt bei relativ niedrigen Temperaturen von etwa 900–1000 °C. Durch die ungleichmässige Verteilung der Hitze entstehen oft Unregelmässigkeiten in der Glasur – ein Charakteristikum, das die Keramiken aus Tamegroute so einzigartig macht. Und ja, am Ende kaufen wir genau zwei dieser unregelmässigen Becher. Wozu? Keine Ahnung, vielleicht brauchen wir ja in unserer neuen Wohnung dann Zahnputzbecher. Irgendwann.

Später lese ich noch: «Heutzutage wird die Keramik von Tamegroute nicht nur in Marokko, sondern weltweit geschätzt – als Symbol für traditionelle Handwerkskunst, kulturelles Erbe und die besondere Schönheit imperfekter Handarbeit.» Marketing können sie alle!

Für uns war der «nur mal kurz» Stopp eine ganz besondere Erfahrung. Regulas Augen strahlen, für sie sind derlei Erlebnisse am Strassenrand ja weniger normal, aber auch wir sind voller Freude. Und wir werden ewig an Tamegroute und die langen, verwinkelten Gänge der Lehmstadt denken, wenn wir unsere Zahnbürsten mal irgendwann in diese schönen Becher stellen.

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Vortrag
Kamele, Kulturen & viele Kontraste
Leben-pur reisen mit dem Camper durchs geheimnisvolle Persien

05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz
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Leben-pur-Vortrag-Persien

 

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