Längerer Beitrag – schneller Überblick:
Fussball
Im Jahr 2030 wird die Fussballweltmeisterschaft unter anderem auch in Marokko ausgetragen, zusammen mit den Ländern Portugal, Spanien, Uruguay, Argentinien und Paraguay. Wer das verstehen will, soll es versuchen, aber eines ist sicher: Marokko ist dabei. Die Konsequenzen sind offensichtlich: Geld wird ins Land fliessen, und hoffentlich auch Touristen. Ganze Hafendörfer werden abgerissen, Küstenstreifen umgestaltet und «modernisiert», was auch immer das bedeuten mag.
Darüber hinaus sollen Tausende Strassenhunde getötet werden, eine sogenannte «Säuberungsaktion» für die WM. Ja, es gibt viele streunende Hunde, aber für die WM soll alles glänzen. Moralisch ist so eine WM ohnehin nie sauber, da kann man nicht viel Gutes daran finden. Eine reine Materialschlacht, Umweltverschmutzungen, Tötungen und Ausbeutung sind ja nicht erst seit der WM 2030 ein Thema.
Aber nun zum Fussball: Denn der macht Spass, auch ganz ohne WM. Wir verschenken unsere mitgebrachten Fussbälle, wo immer wir können. Und wir sehen, dass hier viel Fussball gespielt wird. Meist auf – sagen wir mal – interessanten Spielfeldern. Auf abfallenden Strassen, schiefen Parkplätzen, umgegrabenen Äckern und natürlich auf Fussballplätzen. Man erkennt sie kaum, sie sind freigeschobene, mehr oder weniger gerade Schotterflächen, auf denen zwei, drei, vier Tore herumstehen. Nicht immer sind diese gegenüber, aber das scheint niemanden zu stören. Gekickt wird überall. Und wenn der Ball mal ins Aus gerät, kann es passieren, dass jemand den Hang hinunterrennen muss.
Nichts mit Netz oder Zaun, das ist hier alles etwas rudimentär. Wenn wir jedoch die Kinder und jungen Männer kicken sehen, sehen wir nur eines: Freude am Fussball. Und das ist doch das Wichtigste, oder?





Strassensperrungen & Abbruchkanten-Hinweise
Wir haben schon einiges an schlechten Strassen erlebt. Tiefe Schlaglöcher, hohe und kantige Verkehrsberuhigungshügel und auch Erdrutsche, die die Strassen unpassierbar machen, sind uns bekannt. Meist stehen grosse Warnhinweise oder eben gar keine. In Marokko haben wir eine neue Variante der «Achtung, da kommt was, da musst du aufpassen»-Hinweise gesehen: Steinhaufen.
Steine werden an Abbruchkanten, an schlammigen Strassenabschnitten, vor nicht zu Ende gebauten Schlaglöchern oder eben an nicht mehr passierbaren Passstrassen deponiert. Keine Kiesel, eher Brocken. Eben jene Grösse, die man mit normalen Fahrzeugreifen ungern überfahren will. Und das Interessanteste: es funktioniert.
Nur eines bleibt mir leider: die Erinnerung an ein Senkloch, das wir viel zu genau inspiziert haben. Und der Gedanke daran, dass möglicherweise alle hier so bröselig gebaut sind und die Fantasie darüber, wie unsere 3,5 Tonnen «Plus» künftig unbeschadet über diese Gullys fahren sollen. Ach, wenn doch bloss meine Fantasie nicht so fantasievoll wäre…



Das Wort «Berber» als Beleidigung?
Es begegnet uns überall: Berber-Frühstück, Berber-Omelett, Berber-Dorf und so weiter. Dabei lese ich an verschiedenen Stellen, dass das Wort Berber eigentlich gar nicht mehr zeitgemäss ist (wenn man genau drüber nachdenkt, noch nie war!), ähnlich wie das N-Wort. Ich recherchiere ein wenig.
Das Wort Berber wird oft als Bezeichnung für die indigene Bevölkerung Nordafrikas verwendet, ist jedoch historisch belastet. Der Begriff leitet sich vom griechischen barbaros ab, das ursprünglich «Fremder» oder «Unzivilisierter» bedeutete. Während einige Berbergruppen die Bezeichnung selbst verwenden, empfinden andere sie als abwertend, da sie koloniale und diskriminierende Konnotationen trägt. Die Eigenbezeichnung der Gemeinschaften lautet Amazigh (Plural: Imazighen), was so viel wie «freie Menschen» bedeutet.
In vielen nordafrikanischen Ländern wurde die Amazigh-Kultur lange Zeit marginalisiert, und ihre Sprache und Identität standen unter politischem Druck. Besonders in der Kolonialzeit und unter postkolonialen Regierungen wurde der Begriff Berber oft mit negativen Stereotypen verknüpft, um die Gemeinschaften als rückständig oder minderwertig darzustellen. Heute gibt es ein wachsendes Bewusstsein für die Amazigh-Kultur und ihre Rechte, und in Ländern wie Marokko und Algerien wurde Tamazight als offizielle Sprache anerkannt. Dennoch bleibt die Diskussion um die Bezeichnung Berber sensibel, da sie je nach Kontext als neutral, historisch oder diffamierend empfunden werden kann.
Wenn wir also als Touristen, Gäste, Besucher in Nordafrika unterwegs sind, ist es am besten, den Begriff Amazigh (Plural: Imazighen) zu verwenden, wenn man über die indigene Bevölkerung spricht. Das zeigt Respekt für ihre eigene Identität und vermeidet mögliche Missverständnisse oder negative Assoziationen. Viele Menschen vor Ort nutzen zwar den Begriff Berber, aber das bedeutet nicht automatisch, dass er für alle akzeptabel ist.
Falls wir unsicher sind, fragen wir höflich nach, welche Bezeichnung bevorzugt wird. Das Interesse an der Kultur und Geschichte der Imazighen wird oft geschätzt, besonders wenn du dich für ihre Sprache, Traditionen oder Handwerkskunst interessierst. Wir achten darauf, keine pauschalen Annahmen über ihre Lebensweise zu treffen und die kulturellen Ausdrucksformen mit Respekt zu begegnen. Gar nicht so einfach, aber einen Versuch wert, oder?

Ach, noch eine kleine Anekdote zum Berber-Omelett: Als wir in der Wüste sassen, wurden wir von einem Amazigh darauf hingewiesen, dass sie selbst gar nie Omelett in dieser Form essen. Sie machen diese Omelette mit Gemüse, meist Tomaten, in der Tajine-Form nur für uns Touristen. Und weil es in dieser Form so marokkanisch aussieht, nannten sie es irgendwann Berber-Omelette. Es verkaufte sich gut, sprach sich herum und wird nun überall im Land an Touristen verkauft. Tja, so kann es gehen!
Ein schönes Interview: https://reisemagazin.world-insight.de/das-volk-der-imazighen/


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