Lesedauer etwa  6 Minuten. 
Wir schreiben unseren Freunden in der Osttürkei und fragen, ob wir für ein paar Tage zu ihnen kommen dürfen. So stehen wir eines Tages vor ihrer Tür, parken unseren Felix und tauchen ein in das türkische Familienleben.
Wir kochen zusammen, spielen natürlich viele Runden Uno und Skipbo mit den Kindern. Ich darf die Nähmaschine rauf und runter benutzen, um einen Teil unserer mittlerweile zerfledderten Garderobe zu flicken. Ich stricke tagsüber und koche abends für alle. Während wir alle tagsüber arbeiten und wir ein wenig das Haus in Ordnung halten, sitzen wir abends gemütlich zusammen oder arbeiten im Garten. Gerd hilft mit, den Pool sommerfit zu machen und schon bestaunen wir abends den romantisch beleuchteten Pool und fühlen uns wie im Urlaub.
Irgendwann treibt es uns auch mal raus, wir bummeln durch die Einkaufsmeile der Stadt, ich bestelle mir eine neue Brille und wir kaufen endlich neue Jeans und Gerd bekommt neue Schuhe und 4 neue Merinoshirts. Seine drei alten kann ich nun wirklich nicht mehr flicken, nach knapp 4 Jahren Dauereinsatz dürfen sie gehen. (Aber noch nicht ganz, ich überlege mir gerade ein neues Bastelprojekt mit den Hemden. Aber das weiss er noch nicht.)
Wir kochen viel italienisch, die Familie liebt es sehr und wir bekommen hier viele Zutaten dafür. Musti macht einmal für uns alle Pizza, einmal sogar selbstgemachte Pasta. Absolute Weltklasse. An diesen Abenden degradieren wir uns selbst zum Küchendienst, denn wir merken, wenn man grosse Küchen mit viel Besteck, Geschirr und Maschinen hat, gibt es auch viel mehr zu putzen und aufzuräumen.
Und ein klitzekleines bisschen denken wir an unseren gelebten Minimalismus, der unsere Hausarbeit auf ein Minimum reduziert hat. Irgendwie auch schön.
Wir träumen mit der Familie in die Zukunft, überlegen, wo es im Ruhestand am schönsten wäre. Wir philosophieren über Gott und die Welt (eigentlich nur über die Welt, ehrlich gesagt) und sitzen gemütlich bei einem Tee am abendlichen Kaminfeuer.
Da ich neulich ein Gläschen Riblusa, meine selbstgemachte Ringelblumensalbe, dagelassen habe und diese auf grosse Begeisterung stösst, findet sich auch ein gemütlicher Abend zum gemeinsamen Salben-Herstellen. Ich krame meine letzten Reste Bio-Bienenwachs aus unserem geliebten Koroni und getrocknete Ringelblumenblüten aus Tunesien aus einer der hinteren Ecken unseres Campers und schon rühren wir drei grosse Gläser der wertvollen Schutz- und Pflegesalbe zusammen.
Gerd und ich arbeiten tagsüber mehr als sonst, wir holen eine Menge auf (da war noch was mit der Steuer, ebenso melden sich plötzlich, als ob sie es wüssten, einige Kunden mit Extrawünschen…) und sichern endlich wieder alle Bilder in der Cloud.
Und: bereiten unseren Vortrag vor. Dafür brauchen wir deutlich länger als gedacht, denn emotional will es diesmal nicht so flutschen. Aber das Schöne am Blog schreiben und Vortrag vorbereiten ist ja, dass wir genau das nutzen, um unsere Erinnerungen zu verarbeiten und zu sortieren.

Tatsächlich sind wir fast 2 Wochen bei Tamer und seiner Familie. Der Abschied fällt uns wie immer schwer. Zumal wir nie wissen, wann (und ob überhaupt) wir uns wiedersehen.
Ein paar letzte Fotos vom Garten, den Katzen und der Familie, ein letztes gemeinsames Frühstück und schon fahren sie in die Stadt, in die Kliniken zur Arbeit und in die Schule zum Lernen. Und wir? Sitzen in unserem Felix und fahren nun westwärts. Immer weiter nach Westen.
Vor uns liegen rund fünf Wochen und weit über 4000 Kilometer. Für uns eine Strecke, für die wir gut und gerne ein Vierteljahr brauchen könnten. Auf den ersten 100 Kilometern müssen wir uns entscheiden, ob wir die Nord- oder die Südroute nehmen. Wollen wir wieder über Griechenland nach Hause oder vielleicht doch über Bulgarien, Rumänien und so weiter?
Ach, die lieben kleinen Sorgen der planlosen Reisenden. Aber eins sei versprochen: Wir haben uns richtig entschieden.




























Merci fürs «Mitreisen»
Du denkst, unsere Reiseerlebnisse könnten auch andere interessieren? Dann kannst du den Beitrag ruhig teilen. Per E-Mail oder wie du das auch immer möchtest.
Ausserdem kannst du, falls du es noch nicht getan hast, unseren Newsletter abonnieren. Hier bekommst du immer, wenn wir etwas Neues veröffentlichen oder einmal die Woche freitags alle unsere Erlebnisse in deine Mailbox: leben-pur.ch/newsletter
Wir freuen uns auch sehr über deine Ansichten, deine Tipps oder deine Fragen. Kommentiere doch einfach auf den Beitrag!Vortrag Kamele, Kulturen & viele Kontraste Leben-pur reisen mit dem Camper durchs geheimnisvolle Persien
05.06.26; 20.30 Uhr Beim Sahara-Club-Treffen in Westhofen / Rheinland-Pfalz Sowie man sich anmelden kann, teilen wir den Link hier.