Schweiz – Markttreiben in Poschiavo & Entspannung am Lago Poschiavo

Nach einer wirklich stürmischen Nacht hoch oben auf dem Berninapass – die Temperaturanzeige informiert uns über 2° Celsius und Felix jammert über Glatteisgefahr (das macht er unter 3° Celsius) – sind wir wieder einmal dankbar für unsere Heizung und gefüllte Tanks. Bei einem gemütlichen Kaffee (für mich ein Kaffee-Surogatextrakt, wie Kenner zu Getreidekaffee sagen!) schauen wir der Berninabahn zu, wie sie sich wie ein Tatzelwurm den Pass hinauf und am See entlang schlängelt und lauschen den Hagelkörnern, die auf das Dach des Vans prasseln. Camper-Romantik par excellence.

Kaum sind die Tassen gespült und wir angezogen, bricht die Sonne durch und es wird schlagartig warm. «Ich habe in einem Prospekt gelesen, dass am Mittwoch in Poschiavo Markt ist. Wollen wir uns ins rätoromanisch-italienische Treiben stürzen?», fragt mich meine Freundin. «Klar, ich bin dabei!» Ein Espresso auf der Piazza, das wär’s!

So rollen wir bei strahlendem Sonnenschein hinunter, kommen endlich im Valposchiavo an und stellen fest, dass es wirklich ein wunderschönes Tal ist. Die Marketingtexte versprechen «das schönste Tal der Schweiz», das können wir nicht wirklich bestätigen, wir kennen inzwischen so viele schöne Täler. Und Vergleiche sind immer etwas deprimierend für die anderen. Tiefe Schluchten, schroffe Felswände, Lärchenwälder an den Hängen und immer wieder begegnet uns unser fröhlich-roter «Tatzelwurm», die Berninabahn. Einfach bezaubernd.

Kurve um Kurve schlängelt sich Felix auf bestens ausgebauten Serpentinen gut 1500 Höhenmeter hinunter. In Poschiavo gönnen wir ihm eine Pause, gehen bummeln. Das ganze Tal scheint auf den Beinen zu sein, die Gassen des zuckersüssen Städtchens sind übersät mit Ständen von Kunsthandwerkern und anderen regionalen Produkten. Hier handgefertigte Babykleidung, dort das typische Ringbrot mit Anis.

Wir finden einen sonnigen Platz in einem Café direkt am Marktplatzbrunnen und trinken einen «echten italienischen Espresso». Es wird still in uns, aber nur, um die Geräusche um uns herum auf uns wirken zu lassen. Hinter uns am Tisch wird rätoromanisch diskutiert, am Nebentisch italienisch, deutlich lauter. Beide Sprachen lösen in uns Glücksgefühle aus. Zwei so wunderbare Sprachmelodien!

Inzwischen ist es warm, fast heiss. Wandergruppen schlendern an uns vorbei, die Kinder bekommen Zuckerwatte und plantschen inzwischen knietief im Brunnen. Gegenüber bei der Gelateria bildet sich eine Schlange. Und wir? Wir sitzen hier, schauen und hören zu und sind einfach «da». Was für schöne Momente in unserem Urlaub.

Doch irgendwann zieht es uns weiter, wir suchen uns einen Stellplatz direkt am Lago Poschiavo und stellen fest, dass die letzte Nacht nicht viel Schlaf gebracht hat. Na und? Nur ein kurzes Mittagsschläfchen, warum auch nicht?

Hier am See spüren wir plötzlich eine unglaubliche Ruhe, die uns überkommt. Mit netten Gesprächen und ein paar Löffeln Eierlikör lassen wir den eindrucksvollen Tag an einem zauberhaften Ort ausklingen. Ist das Tal vielleicht doch das Schönste? Ja, vielleicht ist es das schönste.

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Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

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