004 – Sri Lanka – Wir fahren mit der Bahn nach Kandy in die Berge und erleben wieder zauberhafte Momente

004 – Sri Lanka – Wir fahren mit der Bahn nach Kandy in die Berge und erleben wieder zauberhafte Momente

Sri Lanka. Wir fahren mit der Bahn nach Kandy in die Berge und erleben wieder zauberhafte Momente

Moppis Wecker klingelt 3.11 Uhr. Danke Schatz.

Wir stehen auf, duschen nochmal und packen die Rucksäcke fertig. Pünktlich um 4 steht das Taxi vor der Tür und wir machen uns auf den Weg nach Colombo Fort. Das ist der Hauptbahnhof von Colombo. Also wahrscheinlich auch der einzige. Es wimmelt von Menschen. Es duftet und stinkt in allen Nuancen und es herrscht ein Gewusel. Dabei aber alles sehr freundlich. Kein lautes Wort.

Wir stellen uns an die Schlange für die 2.-Klasse-Tickets und sind nach gut 45 Minuten dran. Wir kaufen Tickets, zahlen umgerechnet 1,30 Franken pro Person. Auf dem Bahnsteig decken wir uns mit Brötchen (not spicy, kennen  wir ja schon) ein und warten. Plötzlich kommt Bewegung in die wartende Menge. Es wird gedrängelt, der Zug fährt ein und die Leute rasen zu den Türen, drängeln. Gerd kommt vor einer Wagon-Tür zum stehen und rast hinein. Besetzt 2 Plätze. Die Leute schmeissen durch die Fenster schon ihre Taschen um somit Plätze zu sichern. Ich drängle mich etwas vor und habe direkt auch 2 Plätze neben Gerd bekommen. Die Frau, die eigentlich ihre Tasche auf der Reihe hatte, sucht sich einen anderen Platz. Ein wenig bin ich entsetzt über meine Frechheit. Aber sie lächelt. Ich muss heute noch was gutes tun, muss mein Karma wieder ausbessern…

Nun sitzen wir in einer rumpeligen Rappelkiste und fahren durch das Land. Unsere Brötchen sind schon längst verspeist, sehr scharf. Also dieses not spicy müssen wir noch interpretieren lernen. Aber lecker sind sie allemal.

Wir fahren weiter. Es rumpelt. An den Stationen am Wegesrand steigen Menschen ein. Für meinen Geschmack sind wir schon mehr als doppelt so viele, wie in den Zug passen. Das sieht man hier aber anders und es steigen eben noch Menschen ein. Mit Taschen und vollen Rucksäcken. Sie drängeln. Es wird eng. Und: alle lächeln. Keiner schreit, wirkt genervt und alles ist wunderbar. So langsam tun mir die Kinder leid, die hier echt 3 Stunden stehen, eingeklemmt und auch hundemüde. Irgendwann rutschen Moppi und ich eng zusammen. Nehmen 2 Kinder mit auf unsere Sitzreihe auf. Irgendwann sehe ich, wie eine Frau im Stehen stillt. Ich nehme meinen mittlerweile riesigen 16jährigen Sohn auf den Schoss und überlasse der Frau den Platz. Sie lächelt, stillt ihr Baby und nimmt nun ihrerseits wieder ein paar Kinder mit auf ihren Platz. Irgendwann sitzen wir auf einer Zweiersitzbank zu sechst. Nunja, es ist gemütlich, es ist warm. Die Fenster sind weit geöffnet, der warme Wind fegt durch unsere Haare. Je höher wir in die Berge fahren, desto umwerfender ist die Landschaft. Nebelschwaden verdecken teilweise die Berge, rund um uns ist Dschungel. Ich komme mir vor wie in einem Film. Wir sind im Nirgendwo, keine Wege, keine Menschen. Dann irgendwann ein Dörfchen, keine Ahnung, was die Menschen hier machen. Ein paar leuchtende Tuktuks, ein paar in Saris gewickelte Personen. Dann wieder Dschungel. Zum Ende der knapp 4stündigen Fahrt fängt es an zu regnen, das war vorauszusehen. Die Fenster werden geschlossen, weil sonst alles drin nass wird. Jetzt wird der Zug zur Herausforderung. Es dampft. Gott sei dank regnet es nicht lange, sodass die Fenster wieder geöffnet werden können.

Ich persönlich denke mir noch so, dass ich sicher den Lärm, die Düfte, die Hektik überhaupt nicht vertragen kann. Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass ich hier in meinem Element bin. Ich bin im Flow. Ich geniesse jeden Augenblick. Gerd und die Kids sind völlig fertig, als wir in Kandy ankommen, ich bin irgendwie fit und besselt.

Apropos Kandy ankommen. Der Zug hält, und wie man das so denkt, sollten ja zuerst die Leute aussteigen. Logik scheint hier der Hitze gewichen zu sein. Erst drängen nun neue Menschen in den Zug. Dann erst drängeln wir, nun bepackt mit unseren Rucksäcken durch die Gänge. Natürlich wollen alle auf unsere Plätze. Was bedeutet, keiner hat nur ein Interesse, auf uns acht zu geben. Ich entwickle die Taktik, keine Menschen mehr zu sehen, sondern ausschliesslich hohes Gras, welches ich leicht energisch zu Seite schiebe und mir meinen Weg bahne. Gerd hinter mit macht das Gleiche oder nutzt meine Schneise. Irgendwann sind wir draussen. Yeah. Angekommen in Kandy.

Wir finden unser Hostel mit zauberhaft netten Menschen, wir haben 4 Betten in einem 6-Bett-Zimmer gebucht, was uns aber allein zur Verfügung steht. Wieder mal ein Geschenk für uns. Wir haben sogar eine eigene Dusche und ein eigenes Bad, romantisch vom Rest des Raumes durch einen Vorhang getrennt.

Kathi ist völlig knülle. Gerd auch, aber nicht so sehr.

Wir pausieren kurz auf den Betten und machen uns dann zu Fuss in die Stadt auf. Eine Wahnsinns-Hitze, ein Lärm von Autohupen, Autos, Marktgeschrei und quietschenden Bussen. Busse überall. Und wieder fahren sie alle auf der für mich falschen Seite. Ein Strassenseitenwechsel wird für mich zur Herausforderung, noch immer weiss ich nicht, von welcher Seite jeweils die Autos kommen müssten. Ich schaue mindestens 4 mal links und 4 mal rechts, um ja kein Auto, Tuktuk und Motorrad zu übersehen.

Wir erreichen den viel gerühmten (und wenig spannenden) See, der wunderschön ist. Aber unsere Nerven liegen nach der 20minütigen Wanderung blank. Wir suchen uns ein Café, wir gehen ins Queens Hotel, sieht erst einmal sehr gut aus. Wohl aus der Kolonialzeit. Es hat, wie alles hier, schon bessere Tage gesehen. Aber das Café im hinteren Teil des Hotels mit Blick auf den Pool (Moppi wäre am liebsten rein gesprungen) lässt unsere Gemüter abkühlen. Wir essen wohl die bisher schlechtesten Sandwiches, wir trinken etwas und sitzen einfach nur da. Es vergehen sicher 2 Stunden bei gemütlichem UNO-Spiel, bis wir fit genug sind, weiter zu gehen. Der hoteleigene Taxifahrer fährt uns zu einer Teeplantage, wo wir die Fabrik anschauen können und wo uns eine super reizende Dame die gesamte Teeproduktion erklärt. Im Anschluss dürfen wir noch Tee verkosten und natürlich kaufen. Für uns ist das mit dem kaufen etwas schwer, denn wir sind erst am Anfang unserer Reise und wollen nicht so viel mitschleppen. Ausserdem schmeckt hier der Tee ganz hervorragend, daheim trinken wir gar keinen Ceylon-Tee, also Schwarztee.

Der Taxifahrer nimmt uns wieder mit zurück, ich frage ihn kurz, ob er mir einen Zimtbaum zeigen kann. Er hält an einem ayurvedischen Kräutergarten an und wir bekommen eine halbstündige Führung durch den gesamten Kräutergarten mit sämtlichen Erklärungen, wann was wofür oder wogegen hilft. Mein Kräuter-Hexen-Herz schlägt schneller, ich würde am liebsten die ganze Führung filmen. Damit ich nichts vergesse. Viele Dinge weiss ich schon, aber so in echt habe ich viele Pflanzen noch nie gesehen. Muskatsträucher, Zimtbäume, Pfeffersträucher. Hier wächst also der Pfeffer. Es ist ein Traum, ich liebe den Moment. Ich glaube allerdings, dass aus unserer kleine Reisegruppe ich die einzige mit diesem Interesse bin. Aber wie auch immer, ich geniesse jeden Moment und bin beglückt. Natürlich sollten wir unbedingt hier die organisch und überhaupt besten Öle kaufen und so weiter. Das tun wir nicht, weil sie erstens in riesigen Flaschen abgefüllt und zweitens unfassbar teuer sind.

Wir ziehen weiter, der Taxifahrer fährt uns ins pulsierende Kandy, lässt uns an der Haupt-Ramba-Zamba-Lärm-Strasse raus und wir schlendern ein wenig durch die Stadt. Kaufen noch ein Ladekabel für Moppi, holen Geld aus dem Automaten und gehen dann ganz fantastisch im White House indisch essen.

Satt und überfüllt mit Eindrücken laufen wir ein letztes Mal den Weg zum Hotel im Nieselregen. Das macht uns nichts aus, ist es hier doch so schön warm. So ein richtiger Sommerregen. Im Hotel angekommen, werden noch ein paar Runden UNO gespielt, Gerd und ich klinken uns irgendwann aus und liegen auf unseren Betten, die Kids beobachtend. Gerd schläft augenblicklich ein. Kathi und Alex gackern die ganze Zeit, spielen weiter UNO und es ist nicht wirklich zu erkennen, wer hier mehr schummelt. Aber sie haben Spass, als wenn sie zwei Sechsjährige sind. Ich liebe das. Ich liebe die Momente, wenn wir eine glückliche Familie sind.

Lächelnd schlafe auch ich ein. Keine Ahnung, wie lange die Kids noch gemacht haben.

Shownotes für iTunes: https://www.leben-pur.ch/folge-004-text/


Infos:

Hostel in Negombo: Silver Sands Negombo

Hostel Kandy: Three Three Five Holiday Homes & Dormitory

Reiseführer: Stefan Loose Reiseführer Sri Lanka

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Bahn Sri Lanka

 

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