Türkei – Karahan Tepe & ein Gespräch über das Zusammenleben von Kurden & Türken

Türkei – Karahan Tepe & ein Gespräch über das Zusammenleben von Kurden & Türken

Jetzt wird es mir etwas zu viel mit den alten Steinen. Gerd hat noch einen älteren Tempel gefunden, gut, dass der fast auf dem Weg liegt. Die Vorfreude auf unsere Freunde in Batman wächst und wir brauchen auch dringend etwas Ruhe. Reiseruhe sozusagen.

An der Ausgrabungsstätte angekommen, sind wir die einzigen Besucher. Wir betreten das kleine Büro, ein junger Mann begrüsst uns auf Englisch und bittet uns, an dem kleinen Tisch Platz zu nehmen. Draussen regnet es sowieso, er könne uns Tee kochen, wir könnten mit ihm plaudern.

Gesagt, getan.

Irgendwann hört der Regen auf, Gerd schnappt sich die Kamera und stiefelt den Berg hinauf. Ich bleibe einfach sitzen, zu gemütlich sind der warme Raum und die Erzählungen des Museumswärters.

Einige der Skulpturen und Strukturen deuten auf eine tiefe kulturelle Bedeutung hin, wie zum Beispiel eine 2,3 Meter hohe anthropomorphe Statue, die möglicherweise einen Phallus in beiden Händen hält.
Karahan Tepe könnte älter als Göbekli Tepe sein und gilt als möglicher neuer «Nullpunkt» der Weltgeschichte. Die Ausgrabungen und Forschungen an der Stätte sind noch im Gange und man vermutet, dass sie weit älter als 12.000 Jahre sein könnte.

Als Gerd 15 Minuten später wieder in unser warmes Zimmer kommt, ist auch der Tee fertig. Wir fühlen uns sehr willkommen und fangen an, Fragen zu stellen. Irgendwann ist das Englisch unseres Museumswärters am Ende, unser Arabisch nicht vorhanden. Hier spricht man übrigens Arabisch. So gibt er uns mit seinem Handy einen Hotspot (wir haben hier kein Netz) und wir unterhalten uns über Google-Translate und DeepL.

Wir erfahren, dass Kurd:innen und Türk:innen hier sehr gut zusammen leben. Dass das Kurdenproblem wohl eher etwas ist, das aus der Hauptstadt importiert wird. Na ja, nicht anders als anderswo, oder? Politik und Volk sind eben zwei Paar Schuhe.

Wir fragen ihn, ob er wisse, warum hier überall so viel Müll herumliege. Er meint, das habe etwas mit Erziehung zu tun. Viele Menschen hier auf dem Land würden ihre Kinder einfach nicht zur Schule schicken. Und das, obwohl das Schulsystem inklusive Schulbus etc. in der Türkei kostenlos sei. Wenn die Kinder zu Hause und in der Schule keine «saubere Müllkultur» kennenlernen, ja, wo sollen sie das dann lernen? Wir vermuten, dass es etwas komplizierter ist, denn in vielen anderen Ländern, die wir bereisen, gibt es Schulpflicht und trotzdem die gleichen Müllberge.

Er fragt, woher wir kommen, was wir machen und warum wir uns für die Türkei interessieren. Wir erzählen etwas über uns und dass wir Reisen und Arbeiten kombinieren. Er findet das cool. Dann überlegt er und sagt, das sei nichts für ihn. Er findet das Landleben und das enge Zusammenleben und die Familie besser. Er findet sowieso, dass die Instagram-Welt nicht wirklich glücklich macht und fragt uns, ob wir glauben, dass wir es in der Schweiz besser haben.

Leider müssen wir sagen, dass viele Menschen in der Schweiz zwar mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hätten, wir aber auch von vielen Menschen wissen, die Hilfe für ihre psychische Gesundheit suchen, weil das Leben doch nicht so rosig ist, wie es scheint. Wir sind uns einig, dass es überall gute und schlechte Seiten gibt.

Wir haben vergessen, wie viele Gläser Tee wir getrunken haben, einige sind schon zusammengekommen. So verabschieden wir uns von Herzen von diesem besonderen Ort und denken noch einmal, wie gesegnet wir sind, all diese Begegnungen erleben zu dürfen.

Und: Auf der Weiterfahrt lernen wir endlich, wie man richtig isst. Der Kellner in einem Strassen-Restaurant kann es nicht mit ansehen, wie wir seine Zutaten mit Messer und Gabel essen und rollt kurzerhand für Gerd das Essen in Teigfladen.

Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Karahan_Tepe & https://www.ancient-origins.net/news-history-archaeology/karahan-tepe-0014605

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur

leben pur


Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

Du denkst, unsere Reiseerlebnisse könnten auch andere interessieren? Dann kannst du den Beitrag ruhig teilen. Per E-Mail oder wie du das auch immer möchtest.

Ausserdem kannst du, falls du es noch nicht getan hast, unseren Newsletter abonnieren. Hier bekommst du immer, wenn wir etwas Neues veröffentlichen oder einmal die Woche freitags alle unsere Erlebnisse in deine Mailbox: leben-pur.ch/newsletter

Wir freuen uns auch sehr über deine Ansichten, deine Tipps oder deine Fragen. Kommentiere doch einfach auf den Beitrag!

 

Teilen:
Abonnieren
Benachrichtigen Sie mich bei
guest

0 Kommentare
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
de_DE