Seit Wochen versuchen wir unser Visum bei der iranischen Botschaft zu bekommen. Leider hat die Webseite dort so etwas wie Weihnachtsferien und unser Visum verzögert sich etwas. Aber jetzt haben wir das OK, es kann losgehen.
Also entscheiden wir uns für einen Inlandsflug von Batman nach Ankara. Mit dem Zug wären es knapp 27 Stunden, mit Felix wahrscheinlich ein oder zwei Tage. Ein Weg.
In Ankara angekommen, steigen wir in einen Bus und fahren direkt zur iranischen Botschaft. Die hat aber, entgegen der Aussage auf der Website, am Nachmittag geschlossen. Also schnell ins Hotel. Wir haben ein kleines Hotel in einer alten Karawanserei gebucht. Sehr zentral, sagt Google Maps. Bedauerlicherweise hat Google Maps vergessen zu erwähnen, dass wir auf einen Berg müssen. Müde stapfen wir die steilen Gassen hinauf. Fallen ins Hotelbett und aufs Sofa und merken: Hier gefällt es uns. Hier bleiben wir.
Müde schleichen wir später in die Lobby, lauschen bei Tee den Klängen des Klaviers und sinken in die tiefen Sofas. Heute passiert nicht mehr viel, zum Abendessen gehen wir genau 20 Schritte ins Hotelrestaurant. Mantı, Gerds Lieblingsgericht aus der Türkei und einen frischen Salat. Und vor allem: wenig. So schön die letzten Tage auch waren, so viel kann kein Mensch essen. Gastfreundschaft hin oder her, diese Mengen sind selbst für uns «Immer-auf-Esser» einfach zu viel.
Der Blick aus dem Fenster, hoch oben über der 5-Millionenstadt Ankara ist grandios, interessiert uns aber heute wenig. Morgen ist auch noch ein Tag.
Wir freuen uns auf die Tage hier, auf Ankara und hoffen, dass mit unserem Visum alles klappt. Und ja, die politische Situation haben wir durchaus im Blick, wir sind ja nicht aus der Welt. Und Traumtänzer sind wir schon gar nicht.
Merci fürs «Mitreisen»
Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.
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Hallo Reisende
Schon nach eurem Bericht in dem ihr schildert, wie ihr mehr oder weniger zufällig – oder unvorbereitet – in die türkischen Erdbebengebiete geraten seid, habe ich mir überlegt, ob ich wohl weiter «mitreisen» will.
Und nun wird eure Route in den Iran führen. Zugegeben ein Märchenland. Aber: ein Land katastrophal für Frauen, restriktiv, gefährlich für Leute, die sich Gedanken machen und eigene Ideen verwirklichen möchten.*
Für ausländische Reisende besteht ein erhebliches Risiko, ohne erkennbaren Grund festgenommen, verhört und inhaftiert zu werden; es können lange Haftstrafen drohen.
https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise/iran/reisehinweise-fuerdeniran.html
Ich habe die EDA-Informationen durchgelesen, ganz falsch bin ich mit meinen Bedenken wohl nicht.
*
In dieser Nacht wurden wohl viele Menschen getötet…
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-09/iran-gefaengnis-proteste-folter-demonstrantinnen
Wahrscheinlich werdet ihr weiterhin nette, gastfreundliche Menschen kennenlernen, die mit euch auch noch die letzte Mahlzeit teilen, den letzten Tee für euch aufsetzen. Sicher findet ihr Katzen und Hunde zum Streicheln und Füttern. Und sicher werdet ihr wunderschöne Fotos schiessen.
Gute Reise!
Ich bitte euch, mich von eurer Mailingliste zu streichen.
Regula
Liebe Regula,
Zu deiner letzten Frage: schade, dass du uns nicht mehr folgen willst. Natürlich verstehen wir das. Allerdings möchten wir dich bitten, das in den Mails (ganz unten) selbst zu tun, da wir keine Zugänge zu euren Daten haben.
Nun zu deinen Bedenken, die wir selbstverständlich verstehen und teilweise teilen. Auch wir sind informiert. Die Aussagen des AA sind für uns allerdings meist irrelevant.
Wir schauen gern auch auf die Seiten anderer Auswärtigen Ämter von zum Beispiel der Schweiz, von Österreich, aber auch von englisch- und anderssprachigen Staaten. Hier finden sich oft im Vergleich deutlich andere Aussagen zu Reisen in unseren Zielländern. Aus all den Informationen bilden wir uns unsere Meinung und entscheiden dann.
Zudem sind wir in engem Kontakt mit sehr vielen Reisenden, die derzeit in Iran per Tramper, per Velo, per Motorrad und per Camper unterwegs sind. Also auch hier sind wir gut vernetzt und gut informiert.
Zu deinem Link: Der ist vom November 2023, wir haben nun bald Februar 2024.
Wir werden so reisen, wie wir es für uns passend finden. Ein Risiko besteht immer. Auf der Strasse, im Haushalt, in der Nähe und in der Ferne. Wir verstehen deine Angst, akzeptieren diese selbstverständlich. Teilen sie jedoch nicht. Deswegen reisen wir also noch ein bisschen weiter.
Auch hierzu möchten wir kurz Stellung nehmen: Wir werden oft eingeladen. Ja. Aber niemals würden wir etwas annehmen, wenn wir wahrnehmen, dass es das letzte ist, was diese Menschen zum Essen oder Trinken hätten. Niemals. Und wenn du uns schon eine Weile folgst, wirst du uns kennen und wissen, dass wir sehr gastfreundlich und grosszügig sind, lieber geben als nehmen. Aber wenn Begegnungen mit Menschen einhergehen mit gemeinsamen Mahlzeiten, ist es für uns jeweils ein Geschenk, welches wir respektvoll annehmen.
Vielleicht helfen dir ja unsere Zeilen, ein wenig Verständnis für unsere Reise zu haben. Und vielleicht ist es auch gut, manchmal seine eigene Projektion noch einmal kurz zu reflektieren.
Alles Liebe dir. Verbunden mit der Hoffnung, dass du doch bei uns bleibst und mitreisen willst. Wär‘ doch schön.
Liebe Grüsse Gerd & Heike