Es ist immer interessant, wie wir ein Land wahrnehmen, welches für uns völlig neu ist. Und so schreiben wir in den ersten Tagen auf, was uns auffällt.
Zunächst einmal: Die Slowakei ist nicht Slowenien. Auch nicht Slawonien. Die Slowakei liegt «hinter» Tschechien, war sogar mal Teil der Tschechoslowakei. Dann war die Slowakei 1000 Jahre lang ungarisch. Insgesamt spricht man von 2758 Jahren Leid unter Fremdherrschaft. Türken, Habsburger, Tschechen, Hitler, Árpáden und noch viele mehr. (Quelle: https://www.goethe.de/prj/jad/de/exil/23550062.html)
Und damit kommen wir zu unserer ersten Wahrnehmung: Hier wird wenig gelächelt. Irgendwie sind die Menschen nett, hilfsbereit, aber sie lächeln nicht. Nach ein paar Tagen bemerken wir eine Art Teilnahmslosigkeit in den Gesichtern. Wie gesagt, nicht böse, eher etwas abwesend.
Kommt uns das bekannt vor? Ja, in Georgien ist es ähnlich. Und ja, auch Georgien war etwa 40 Mal unter Fremdherrschaft. Gibt es da etwa einen Zusammenhang?
Nun aber zu den wirklich tollen Eindrücken, denn die Slowakei ist ein Schatz, eine ganze Schatztruhe! Irgendwie touristisch unbekannt, wir kennen kaum jemanden, der (abgesehen von den DDR-Bürgern früher) in der Slowakei Urlaub macht. Dabei sollte man das unbedingt einmal tun.
Denn: Es gibt hier unglaublich viele gut erhaltene historische Dörfer und Stadtkerne. Die Städte sind klein und gemütlich, mit dem Wohnmobil kommt man wirklich überall hin. Die Slowaken sind folkloristisch und, wie es scheint, Naturburschen. Ausserdem ist das Land nur so gross wie die Schweiz, von einem Ort zum anderen sind es oft nur 30 Minuten. Also alles einfach.
Und dann die Natur! Die Strassen sind mehrheitlich tipptopp, die Wälder so dicht, dass man nicht mal zum Pipi-Machen ein paar Meter weit hineinkommt. Hier wird im Wald nichts aufgeräumt, hier überlässt man zum Glück alles der Natur. Und die macht das natürlich hervorragend! Einfach traumhaft.
Und dann, wohin das Auge blickt: Grün! Grün in allen Farben. Die Wiesen sind saftig, die Wälder auch. Die Strassen, auch die kleinen, schlängeln sich gemütlich auf und ab, sicher auch für Motorradfahrer einfach schön. Es gibt wenig bis keinen Verkehr, irgendwie ist die Zeit hier ein wenig stehen geblieben. Aber ohne alt zu wirken.
Obwohl kaum jemand die Slowakei als Hotspot wahrnimmt, sind die touristischen Dinge vor Ort gut organisiert. 24h Parken kostet meist 5 € (ja, wir zahlen hier mit Euro!), übernachten kann man fast überall. Die Wanderwege sind gut ausgeschildert, manchmal sind die Wanderzeiten etwas verwirrend, aber das haben wir gleich am ersten Tag herausgefunden. Wenn es Gondeln gibt, sind sie meistens ziemlich neu. In den Wandergebieten, die im Winter Skigebiete sind, kann man von deutschem oder schweizerischem Standard (und auch Preisen) sprechen.
Das Internet ist hier wirklich überall super! Telekom, O2 oder das slowakische Netz: einfach tipptopp. Wunderbar zum Arbeiten. Und on top gibt es oft, sehr oft, freeWIFI. Und auch das: super. Telefonkonferenzen, Daten sichern, Bilder hochladen: kein Problem.
Was uns auch gefällt: Das Land ist leer und hat eine wunderbare Weite. Leer von Touristen, leer von Menschenmassen, alles ist ruhig und wirklich gelassen. Das Land ist nur ähnlich gross wie die Schweiz, aber irgendwie haben wir ein weniger gedrängtes Gefühl.
Und dann das Essen: das Gegenteil von leeren Tellern. Reichhaltig, sehr gesund und schmackhaft. Ob es für eine Bikinifigur taugt? Wohl kaum. Es gibt unglaublich viele kleine und mittelgroße Restaurants, überall. Der Service ist schnell, gut und das Angebot eher preiswerter als zum Beispiel in Deutschland. Aber es fehlt nicht mehr viel.
Ach ja, und wirklich faszinierend ist die Musik in den Cafés, Restaurants. So oft wie hier haben wir Modern Talking, Nino de Angelo und Albano und Romina Power noch nie gehört. Aber nicht im Original, sondern immer in der slowakischen Version! Einfach göttlich!
Alles in allem sind wir unglaublich begeistert von diesem Land, seiner Kultur, seiner Natur und seiner Küche. Hier kann man wirklich ein paar Wochen verbringen, es gibt so viele Nationalparks, so viele Naturschutzgebiete und wunderschöne Ecken zum Geniessen.
Und wir wissen jetzt schon, dass wir nicht alles schaffen werden, schliesslich wollen wir pünktlich zur Hochzeit unserer Tochter wieder in Berlin sein.
Merci fürs «Mitreisen»
Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.
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