Iran – Schönes, Sonderbares, Wundervolles – Teil 1

Iran – Schönes, Sonderbares, Wundervolles – Teil 1
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Iran-Infos

Der Iran ist für uns das erste wirklich exotische Land. Und mit exotisch meinen wir: Hier ist irgendwie alles anders. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schmunzeln, lachen, sind irritiert und manchmal auch verzweifelt. Aber das Beste: Egal was, es ist immer jemand da, der fragt, ob wir Hilfe brauchen oder einfach nur einen Tee.

Tee

Tee hilft immer. Tee ist Beruhigung, Seelenheil, Geselligkeit und ein traditionelles Getränk. Tee wird hier oft mit Zucker getrunken. Der kommt aber nicht in den Tee, sondern in den Mund. Dort schmilzt der Zucker mit dem Tee. Wunderbar, ein Traum für alle Kinder, die so gerne Zuckerwürfel naschen.

Ich selbst habe herausgefunden, dass mir Tee mit einer kleinen Rosenblüte und ein bisschen Sägespänen, was eigentlich getrocknete Orangenblüten sind, vorzüglich mundet. Zudem gibt es noch Früchte, die gerne gereicht werden. Auf Deutsch könnte man sagen, es seien Rote oder Chinesische Datteln. Sehen aus wir Kirschen, schrumpelig wie Datteln und eingeweicht im Tee lassen sie sich wunderbar naschen.

Iran – Teekultur
Iran – Teekultur
Iran – Abyaneh & DAS Wundermittel gegen alle Krankheiten
Iran – Tee wird oft auf offenem Feuer gekocht. Dabei gibt es Tee und heisses Wasser. Die Stärke des tees kann man sich selbst zurechtmischen.

Chai Nabat – Nabât-e Saferâni

Chai Nabat, oft auch als persischer Safran-Zucker-Tee bezeichnet, ist eine traditionelle iranische Teespezialität, die sowohl wegen ihres einzigartigen Geschmacks als auch wegen ihrer potenziellen gesundheitlichen Vorteile geschätzt wird. Dieser Tee verbindet die aromatischen Nuancen von Safran, einem der teuersten Gewürze der Welt, mit der Süße von Rohrzucker (Nabat) zu einem wärmenden und beruhigenden Getränk. Hier einige der bemerkenswerten Wirkungen und Vorteile von Chai Nabat:

Beruhigende Wirkung, antioxidative Eigenschaften, verdauungsfördernd, stimmungsaufhellend, herzgesund und blutzuckerregulierend. Obwohl ich gerade Letzteres nicht glauben kann. Denn der Zuckerkonsum hier ist enorm!

leben pur

Essen

Essen findet meistens auf dem Boden statt. Dazu zieht man natürlich die Schuhe aus, sitzt oft im Schneidersitz auf dicken, weichen Teppichen und hat das Essen schlüsselfertig vor sich. Ähnlich wie in der Türkei wird das Essen in Schüsseln und Schalen in der Mitte des Tisches bzw. der Tischdecke verteilt und man nimmt sich auf seinen leeren Teller, was man möchte. Anders als bei uns. Zu Hause wurden die Teller oft schon in der Küche gefüllt und das gegenseitige Naschen vom anderen Teller wird eher mit einem Naserümpfen «verurteilt». (Übrigens laden die weichen Teppiche geradezu ein, sich nach dem Essen einfach auszustrecken und ein Nickerchen zu machen, aber irgendwie trauen wir uns nicht. Höflichkeit und so.)

Das Essen steht nie direkt auf dem Teppich. Wenn wir privat eingeladen werden, liegt dort eine schöne Tischdecke. Im Restaurant und bei jüngeren Leuten werden Plastiktischdecken ausgebreitet, die dann nach dem Essen mit den Essensresten und Papptellern zusammengeknüllt und weggeworfen werden. Wer uns kennt, weiss um unsere Einstellung dazu.

Das Essen selbst ist weniger scharf, dafür aber viel interessanter gewürzt als zum Beispiel in der Türkei. Man findet Safran, Minze, Koriander und alle möglichen orientalischen Gewürze. Mal wird mit Datteln gesüsst, mal schmecken wir plötzlich Kardamom. Und wir merken: Wenn alles nicht so scharf ist, schmeckt es uns besser. Und: Man muss nicht aufessen. Ein Nein wird akzeptiert.

Iran – Essen
Iran – Essen
Iran – Ash-e reshteh, die Standard-Suppe schmeckt überall im Land anders, jedoch immer sehr fein. Das dazu gereichte Brot ist auch je nach Region sehr unterschiedlich. Hier in Kashan gab es «Luftpolterfolien-Muster-Brot»
Iran – Die Küche ist sehr fleischlastig. Für mich als vegetarierin nicht immer nur einfach. Hier habe ich fantastisches geröstetes Auberginen-Püree gefunden, was absolut genial war. Nebendan auf dem Teller Kebab und leckerer iranischer Reis mit Safran und Butter.

Höflichkeit & Einladungen

Das bringt uns zur nächsten Beobachtung: Die Iraner und Iranerinnen sind sehr höflich. Sehr zuvorkommend und freundlich. Man schnäuzt sich nicht laut die Nase, sondern geht dafür raus. Man lächelt und bedankt sich immer. Auch wenn wir eigentlich zu Dank verpflichtet wären. Auch untereinander beobachten wir eine grosse Höflichkeit. Niemand wird hier laut (ausser man singt oder jubelt nach dem Singen!). Selbst die Polizei und das Militär, die uns immer wieder anhalten und kontrollieren, sind freundlich. Wir bekommen Notfall-Telefonnummern für den Fall der Fälle und man wünscht uns eine gute Nacht. Und immer wieder: «Danke, dass ihr Iran besucht.»

Von den vielen Einladungen, die wirklich ernst gemeint sind und über die sich die Menschen freuen, haben wir schon in den letzten Beiträgen berichtet. Und wenn wir ehrlich sind, freuen wir uns schon auf die nächsten. Auch wenn wir sie nicht erwarten können, werden sie wohl kommen.

Iran – Einladungen
Iran – Einladungen

Tarof

Wir lernen aber auch eine andere Höflichkeit kennen. Sie heisst hier Tarof, ein sogenannter Ritus, der uns wirklich zum Verhängnis wird. Einfach, weil wir ihn nicht kennen und ehrlich gesagt in unserer direkten Art auch nicht können. Ich zitiere aus einem Ratgeber:
«Wenn der Taxifahrer nach der Fahrt erklärt, man sei sein Gast und müsse nichts bezahlen, oder wenn Ladenbesitzer einen auf eine Limonade einladen, dann ist das nicht ernst gemeint, sondern ein Höflichkeitsritus, der Reisende regelmässig ins Fettnäpfchen treten lässt. Wer nicht dreimal dankend ablehnt und trotzdem zahlt, sondern sich erlaubt, einfach zu gehen, wird verdutzte Gesichter ernten. Denn die Einladung einerseits und die dankbare Ablehnung andererseits sind nur als Ausdruck der Wertschätzung des Gegenübers zu verstehen. Wenn sich beide Seiten dessen bewusst sind, ist es selbstverständlich, dass der Taxifahrer für seine Dienste bezahlt wird, man sich aber die Zeit genommen hat, freundlich zueinander zu sein. Diese ritualisierte Höflichkeit erstreckt sich auf alle erdenklichen Lebensbereiche und hat einen Namen: tarof».

Und dann blicken wir in strahlende Gesichter, die uns wirklich ernsthaft vermitteln, dass es das Grösste ist, uns als Gäste zu haben. Und wir sind so unsicher, ist das jetzt Tarof oder nicht. Aber wir lernen: Ich frage dann einfach: «Ist das Tarof?» Und oft lachen sie und sagen: «Nein, nein, kein Tarof! Das machen wir nicht mit Touristen! Die können das nicht!»

Iran – Tarof
Iran – Tarof

Kleiner Hinweis am Rande

Das sind alles nur unsere eigenen Erfahrungen. Ganz persönlich notiert und möglicherweise anders, als es andere Reisende vielleicht erlebt haben. Also: selbst erleben ist die beste Empfehlung!

Es gibt noch so viele Eindrücke, die ich notiert habe. Beim nächsten Mal geht es um Geld, Sprache und später dann um den Verkehr und alles, was uns rund ums Auto wichtig, lustig, bemerkenswert erscheint.


Merci fürs «Mitreisen»

Wir überlegen, im Sommer wieder eine Reisepause zu machen und unsere Familien in Deutschland und der Schweiz zu besuchen. Mit dabei ist eine Idee, einen Vortrag über unsere lange Reise bis an den persischen Golf vorzubereiten. Falls Ihr Lust hättet, was würde euch am meisten interessieren? Hier werden wir auch Geschichten erzählen, die hier auf dem Blog keinen Platz finden. Wir denken an den Raum Bern und Berlin – einfach, weil wir da Familie haben. Aber auch andere Orte wären vorstellbar. Schreibt uns gern.

Du denkst, unsere Reiseerlebnisse könnten auch andere interessieren? Dann kannst du den Beitrag ruhig teilen. Per E-Mail oder wie du das auch immer möchtest.

Ausserdem kannst du, falls du es noch nicht getan hast, unseren Newsletter abonnieren. Hier bekommst du immer, wenn wir etwas Neues veröffentlichen oder einmal die Woche freitags alle unsere Erlebnisse in deine Mailbox: leben-pur.ch/newsletter

Wir freuen uns auch sehr über deine Ansichten, deine Tipps oder deine Fragen. Kommentiere doch einfach auf den Beitrag!

 

Dieser Beitrag ist Teil der Serie Iran-Infos
Teilen:
Abonnieren
Benachrichtigen Sie mich bei
guest

3 Kommentare
Älteste
Neuestes Meistgewählt
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
Rachel
Rachel
2 Monate zuvor

Wunderbar diese Erklärungen! 🥰
Ein klein wenig dieser Höflichkeit täte uns auch gut. 👍
LG Rachel

Heike
Heike
2 Monate zuvor
Reply to  Rachel

Ach Du Liebe, wir geniessen einfach, was ist und versuchen, selber so höflich zu sein, wie wir können. Mehr ist für uns nicht machbar, aber das ist doch schon mal was, oder?

Ganz liebe Grüsse aus einem Teestübchen.

Rachel
Rachel
2 Monate zuvor
Reply to  Heike

Ja, macht das.
Zeigt den Menschen dort, dass wir Europäer garnicht so kalt und unhöflich sind.

Lasst euch den Tee schmecken. 🥰👍
Und Vorsicht! ☝️
Woanders den Zucker einsparen. 🤣😂

LG vom Racheli

de_DE